Der National Trust for Places of Historic Interest or Natural Beauty (deutsch etwa: „Nationale Treuhandschaft für Orte von historischem Interesse oder von Naturschönheit“), meist verkürzt zu National Trust, ist eine gemeinnützige Organisation, die Objekte aus dem Bereich der Denkmalpflege und des Naturschutzes in England, Wales und Nordirland betreut. Schottland hat eine eigene Organisation für denselben Zweck, den National Trust for Scotland. Der National Trust ist mit 3,7 Millionen Mitgliedern die größte Organisation Europas für Kultur- und Naturschutz und eine der größten Organisationen in Großbritannien. Präsident ist Prinz Charles.
Geschichte
Der National Trust wurde 1895 im Viktorianischen Zeitalter gegründet. Zu den Gründern gehörten Octavia Hill, Sir Robert Hunter und Canon Hardwick Rawnsley. Ziel war es, Gebäude oder Landschaften von historischem Interesse oder besonderer Schönheit zu bewahren. Die Grundidee war, dass nur der Privatbesitz von Gebäuden und Grundstücken diese vor einer späteren Zerstörung oder Verbauung durch den Staat oder Unternehmen bewahren kann.
In den Vereinsstatuten ist festgeschrieben, dass einmal erworbene Grundstücke oder Gebäude vom Trust nicht wieder verkauft werden dürfen.
Gebäude, Gärten und anderes
Derzeit zählen rund 200 historische Gebäude und Gärten sowie 47 industrielle Bauwerke und Mühlen, 49 Kirchen und Kapellen, einige Pubs und 19 Schlösser zum Eigentum des Trusts.
Nach dem Zweiten Weltkrieg haben zahlreiche britische Adlige anstelle von hohen Erbschaftssteuern ihre Herrenhäuser dem Staat übergeben, der sie anschließend dem National Trust überließ. Das erste Haus, das der National Trust auf diese Weise erwarb, war 1947 Cotehele House von der Familie Edgcumbe. Zu den zahlreichen weiteren Häusern, die der National Trust anstelle von Erbschaftssteuern übernahm, zählen Penryhn Castle (1952), Castle Ward (1953), Petworth House (1954), Ickworth House (1956) und Saltram House (1957). Oft konnten die Besitzer jedoch ein Wohnrecht vereinbaren, dass ihnen in einem Teil der Räumlichkeiten gewährt wurde.
Als größte Schenkung an den National Trust gilt die Überlassung von Kingston Lacy. Nach seinem Tod 1981 überließ der letzte Bewohner,Ralph Bankes, dem National Trust nicht nur das Herrenhaus samt seinen prächtigen Kunstschätzen, sondern auch seinen 64 km² umfassenden Grundbesitz.
Heute besitzt der National Trust mit etwa 2550 km² Grundbesitz 1,5 Prozent des Landes, darunter ein Viertel des Lake District, sowie über 1120 km Küstenlinie. Dies sind etwa zehn Prozent der gesamten Küste.
Die meistbesuchte Sehenswürdigkeit ist Wakehurst Place mit etwa 500.000 Besuchern im Jahr, berühmt für seinen Botanischen Garten.
Auch Wohnstätten berühmter Engländer wie Winston Churchill, John Lennon und Paul McCartney sind über den National Trust zugänglich.
Soweit dies nicht durch Baumaßnahmen verhindert wird, öffnet der Trust seinen Besitz gegen eine Eintrittsgebühr für Besucher. Den Mitgliedern der Organisation stehen die zahlreichen Denkmäler und Parkanlagen kostenlos offen. Bei einer längeren Tour durch England, Wales und Schottland kann es deshalb sinnvoll sein, vorher dem National Trust beizutreten; es gibt auch Touristen-Pässe für sieben Tage. Im Jahr 2004 besuchten rund 50 Millionen Menschen die Einrichtungen des National Trust, durch den vier von fünf geschichtlich wertvollen Häusern für die Öffentlichkeit zugänglich sind.